„Ich bin ein Friedhof von tausenden von Gummibärchen“. Vom Werden und Sein.
Na, neugierig, wo dieser Satz herstammt? Er stammt aus der Seite über mich der Abizeitung meines Abi-Jahrgangs. Im Original heißt es auf der Seite zu mir: „Friedhof tausender von Gummibärchen“. Noch heute kommt ein Lächeln in mir hoch, wenn ich an die Liebevollheit denke, mit der meine Freunde und Freundinnen diese Seite über mich gestaltet haben, den Humor und vermutlich auch das Entsetzten darüber: WIE VIELE GUMMIBÄRCHEN passen bitte in eine Person???? 😂 😂 😂 Für mich gab es damals keine Süßigkeiten, nur Gummibärchen. Es gab auch nicht „eine Hand voll“, sondern nur „eine Tüte voll“.
Warum erzähle ich dir das? Am Samstag ist Klassentreffen, 25 Jahre Abitur. Mein erstes Klassentreffen seit 25 Jahren. 25 Jahre. Ich kann mich kaum noch erinnern. Wer war ich damals? Ein Blick in die Abi-Zeitung verrät es: „Plant monatelang eine Single-Party, um sie dann kurzfristig platzen zu lassen, da sie mittlerweile doch verbandelt ist“, „nur selten daheim, da sehr abwechslungsreiches Leben“, ich wollte Sporttherapeutin werden, einen Käfer fahren (deswegen auch eventuell alternativ Automechanikerin werden), ich war voller Leben und Träume und vermeintlicher Klarheiten.
Mein Leben hat sich an einigen Stellen sehr anders entwickelt, als ich es mir damals vorgestellt habe – und wird dies auch weiterhin tun. Wir sprechen oft über den „Werdegang“ von uns oder anderen. Wie wäre es, mehr auf den „Seinsgang“ umzuschalten und einfach mit dem zu Sein, was ist, statt etwas werden zu wollen? Das Leben so leben, wie es eben kommt? Michael Singer sagt sinngemäß: „Das Universum kommt ganz wunderbar alleine zurecht. Meinst du wirklich, du musst da dauern daran herumschrauben? Das Leben passiert, so wie es passiert, du kannst es also genauso gut einfach leben.“
Wer warst du vor 25 Jahren? Was davon ist noch übrig? Welche Träume hattest du damals? Welche haben sich erfüllt? Welche nicht? Und was hat sich stattdessen ergeben, dass du dir damals noch nicht vorstellen konntest? An welchen Stellen kannst du das Leben gerade genauso gut einfach leben und die Erfahrung machen, die es eben zu machen gibt, statt in Widerstand zu sein?
Ach welch schöne Erinnerung! Die Abi-Zeitung … Ich erinnere mich noch grob an das, was meine Freundinnen über mich geschrieben haben. Wenn ich das nächste Mal bei meiner Mutter bin, werde ich sie raussuchen, die Abi-Zeitung, und werde mich hinsetzen mit der 20jährigen Silvia und sie so einiges fragen – und vor allem: sie erzählen lassen und ihr zuhören. 🙂 Das wird sicher ein bereichernder Austausch. Dieses Jahr im Sommer wird mein Abi schon 28 Jahre her sein. Unglaublich und gleichzeitig so wahr.
Wer war ich vor 25 Jahren? Was davon ist noch übrig? Welche Träume hatte ich damals? Welche haben sich erfüllt? Welche nicht? Und was hat sich stattdessen ergeben, dass ich mir damals noch nicht vorstellen konnte? An welchen Stellen konnte ich das Leben gerade genauso gut einfach leben und die Erfahrung machen, die es eben zu machen gibt, statt in Widerstand zu sein?, fragst du am Ende deines Textes, liebe Iris. Danke für die Anregung zu dieser Rückschau. So viel gäbe es da zu erkunden und zu erzählen. Und weil in der Kürze oft Würze liegt und das Leben hier und jetzt spielt, wage ich eine Antwort:
Vor 25 Jahren war ich voller Kraft und voller Träume – und hatte gleichzeitig auch schon erfahren, dass innere Prozesse mich so fordern können, das jegliches Handeln im Außen stillsteht, weil Strategien, die einmal hilfreich waren, mir auf einmal vor die Füße purzelten und mich am Weitergehen hinderten.
Ich bin weiterhin jemand, dem Authentizität sehr wichtig ist; ich liebe es, Verbindung zu pflegen und zu leben – und freue mich, dass einige der Menschen, die vor 25 Jahren ganz wichtig für mich waren, es auch heute noch sind. Und ich bin immer noch Suchende, Träumende. Denn auch wenn ich in vielen Punkten schon angekommen bin, wird mir immer tiefer bewusst, dass die Kontinuität in der Veränderung liegt, dass mein erstes Zuhause in mir drin liegt und dass die Essenz von allem jenseits von Raum und Zeit existiert.
Und als Beispiel eines Traumes der sich anders erfüllt hat, als ich es mir vorgestellt habe, möchte ich meine Sehnsucht nennen, Mutter zu sein. … Nach dem Schreiben dieser Worte verschlägt es mir kurz die Sprache, weil die Trauer darüber immer noch so lebendig ist. Ja, der Abschied von diesem Lebens.Traum, leibhaftig Mutter zu werden und neues Leben, einen neuen Menschen in diese Welt zu tragen – dieses Loslassen ist gleichzeitig wie ein ‚kleiner Tod‘, die Akzeptanz unserer Endlichkeit. An einer bestimmten Lebensweg.Gabelung ging mein Weg anders weiter als ich erhofft und erträumt hatte; eine unwiederbringliche Weichenstellung, die mich hat reifen lassen. Anders als ich in der Rolle als Mutter gereift wäre, und gleichzeitig ähnlich tief und prägend. Inzwischen kann ich feiern, dass ich durch diese Entwicklung in meinem Leben große und weite Freiräume für meine persönliche Entwicklung gewonnen habe; um mich zum Beispiel so intensiv mit Gewaltfreier Kommunikation auseinanderzusetzen wie es mir als Mutter vermutlich erst zu einem viel späteren Zeitpunkt im Leben möglich gewesen wäre. Und ich feiere, dass ich meine Sehnsucht nach dem Muttersein so vielfältig und bunt ausleben kann: als Tante, als Patentante, als „Stief-Oma“, als Freundin an der Seite meiner Freundinnen, die Mutter sind, … als Frau, als Mensch, die begleitet, die verlässlich da ist, die zuhört, die mehr Ressourcen frei hat, als die, die leibhaftig Mutter sind.
Danke, Iris, für deine Fragen, die der Anlass waren, so vieles, vor allem zum Thema Mutter.sein, endlich einmalig Worte zu fassen.
Liebe Iris,
das ist herrlich, erfrischend und wunderba(ä)r. Ich wünsche dir ganz wunderbare Begegnungen auf deinem Klassentreffen! Ich selbst hatte neulich 30jähriges Abitreffen. Mein 19jähriges Ich darf ich, seit ich es im letzten Sommer auf unerwartete Weise wiedergefunden habe, nun ganz oft und intensiv spüren, bzw. sein.
Sogar meine große Liebe habe ich endlich gefunden. Und das alles dank der GFK in meinem Leben!!!
Liebe Grüße
Reyna
Lieber „Friedhof der Gummibären“ als „Friedhof der Kuscheltiere“;-)
Wäre interessant mal wieder einen Blick in meine Abizeitung zu werfen… (ist jetzt auch schon 22 Jahre her;-0)
Wobei ich weiß, dass ich immer nur GLÜCKLICH SEIN WOLLTE, egal wie!
Und ich denke ich habe es ganz gut im Griff und bin glücklich mit meinem Leben, auch wenn sicher manche Dinge ganz anders gekommen sind als ich dachte..
– Ich habe geheiratet! Wow
– Ich habe keine Kinder bekommen (obwohl mein Ex schon eine Tochter hatte und ich 2x künstlich befruchtet wurde)
– Ich bin mittlerweile geschieden! Wow, klingt immer noch komisch und gleichzeitig ist meine Ehe so weit weg und so unwirklich..
– Ich bin Yogalehrerin:-))
UND ich komme meinem Traum immer näher dazu beizutragen, dass es Menschen besser geht.
Durch Bewegung, durch Atmen, durch GFK, durch meine Erfahrungen, durch Liebe!
Ihr und eure Seminare unterstützen mich dabei und ich bin unendlich dankbar, dass die GFK in mein Leben gekommen ist und es immer wieder aufs Neue bereichert und mich immer wieder staunen und feiern lässt, dass das Leben so bunt ist (mit und ohne Gummibärchen:-))
In diesem Sinne
Ganz süße Grüße aus Bonn, der Geburtsstadt der Gummibärchen
(HARIBO= HansRiegelBonn, für die, die es nicht wussten)
Anja
P.s. Kennt ihr das Gummibär-Orakel-Buch;-)
Hallo Iris, auf diesem Weg, dieser“Erkenntnis“ bewege ich mich auch fort, einfach mal leben und nicht Zuviel grübeln, zu erkennen was ist Jetzt gutes da und sich davon inspirieren zu lassen!
Nicht immer leicht, aber heilsam und ehrlich.
Danke für deine Gedanken! Gummibärchen sind bunt, wie das LebenLG Christina