Brennender Schmerz, Glückseligkeit und der kosmische Witz
Meine Dyaden-Erfahrungen
Wenn ich mir den Titel so anschaue, klingt es nach einer Zusammenfassung eines ganzen Lebens, dabei war es nur eine Woche. Allerdings eine sehr besondere.
Eine Woche mit wesentlich mehr Struktur als ich sonst aus in meinem Leben habe. Start morgens um 7 Uhr im Kreis mit 40 Menschen mit Kerze und Stille. Ende um 22 Uhr mit dem Löschen der Kerze – dazwischen jede Minute sorgfältig angeordnet, genau an der richtigen Stelle, wie Noten in einer Komposition. Ein Gesamtkunstwerk – mit einer klaren Struktur und gleichzeitig Platz für Variation zugleich.
Ich rede von der Dyadenwoche „Awakening to life intensive“ – also übersetzt sowas wie „Zum Leben erwachen intensiv“. Die Dyaden-Meditation kannte ich vorher schon, aber eine Woche lang Dyaden am Stück sind sehr anders. Warum ich darüber schreibe? Weil ich bisher nichts kennengelernt habe, was mich das Leben intensiver erfahren lässt, als Dyaden. Ich bin begeistert und möchte meine Begeisterung teilen.
Brennender Schmerz
In einer Dyade, vielleicht am dritten oder vierten Tag, taucht plötzlich und fast ohne Vorwarnung ein tiefer Schmerz auf – jede der Meditierenden im Raum hört meinen lauten Aufschrei, der eine Mischung aus Überraschung und Schmerz ist. Während ich laut schluchze und meiner Traurigkeit Raum gebe, spüre ich die Hand des Lehrers auf meiner Schulter.
Das Bild, dass diese Reaktion ausgelöst hat, war ein Bild von mir selbst – ich bin vielleicht 15 oder 16 und schaue mich Spiegel an – und ich spüre den tiefen Hass auf mich selbst.
Ich wusste schon vorher, dass ich mich nicht sonderlich leiden konnte – aber die Intensität des Gefühls hatte ich noch nicht gespürt. Ich glaube, dass es wichtig ist, solche Gefühle in einem sicheren Rahmen zuzulassen – daher bin ich dankbar, dass sich diese Seite von mir gezeigt hat, auch wenn es schmerzhaft war. Es hilft mir, mich liebevoll anzunehmen – auch damit, dass ich mich gehasst habe.
Glückseligkeit
Hier stoßen die Worte ganz klar an ihre Grenzen, denn das was ich erlebt habe, lässt sich nicht beschreiben. Glückseligkeit ist für mich ein tiefes Gefühl von grundloser Freude, es fühlt sich ein wenig so an, als würde ich innerlich breit Grinsen – verbunden mit dem Vertrauen, dass ALLES in Ordnung ist so wie es ist. Diesen Zustand über einen längeren Zeitraum zu haben fühlt sich an wie fliegen. Ein bisschen auch, wie in einer anderen Realität zu sein. Ich bin dankbar, dass sich dieser Zustand immer wieder in den Dyaden einstellt, ich habe den Eindruck, wenn einmal die Tür zu diesem Zustand geöffnet ist, dann komme ich leichter wieder zurück. Das nährt meine Hoffnung, diesen Zustand im Alltag leben zu können – in Glückseligkeit zu fliegen und gleichzeitig mit der Erde, dieser Realität verbunden zu sein.
Der kosmische Witz
Wenn ich an diesen Dyaden-Zustand denke, kommt mir das Bild des lachenden Buddha in den Sinn – ein tiefes, authentisches Lachen. Vielleicht war auch Buddha in diesem Moment gerade mit dem großen kosmischen Witz verbunden. Es ist für mich ein Zustand in dem ich weit, weit aus dieser Realität und von mir selbst raus zoome. Als ob ich mich selbst, mit all meinen Handlungen, Ängsten, Verstrickungen und alle andere Menschen – also all die menschlichen Taten auf einmal sehe – aber aus der Unendlichkeit des Universums betrachtet. Und plötzlich kommt eine große Leichtigkeit und ein Erkennen davon, wie unwichtig das alles ist – nicht in einem abwertenden Sinne, sondern liebevoll annehmend – aber einfach nicht so wichtig, wie ich es nehme, wenn ich hier unten bin. Und diese Heiterkeit, diese Leichtigkeit ist einfach wunderbar und drückt sich in lautem Lachen aus. Sie ist so kraftvoll, dass ich mich an Situationen erinnere, in der sie den gesamten Raum und alle Meditierenden erfasst und einen großen kosmischen (oder irdischen?) Lachflash erleben. Herrlich!
Ich bin froh, diese Zeilen geschrieben zu haben, denn beim Schreiben verbinde ich mit den Erfahrungen, lasse sie wieder lebendig werden. Und meine Hoffnung ist, dass Sie dich erreichen – und etwas ankommt bei dir von dieser Energie.
Ich freue mich über Kommentare, was diese Zeilen in dir auslösen, was in dir lebendig wird.
Ich habe den Newsletter mit Hinweis auf diesen Blogbeitrag heute gelesen. Ich finde es richtig gut, dass ich selber entscheiden konnte, ob ich weiterlesen möchte.
Danke auch von mir für das Teilen deiner Erfahrungen. Durch das Lesen habe ich innerlich an eigene Erlebnisse anknüpfen können und es ist wieder so herrlich weit in mir geworden.
🙂
Liebe Weg-Gefährtinnen – bekannt oder unbekannt, ich freue mich so sehr über die Rückmeldungen zum Blogbeitrag. Zu wissen, zu lesen, dass der Text etwas auslöst und bewegt. Ich bin voller Energie und habe Lust mehr Gedanken und Erfahrungen aufzuschreiben und hoffe, dass dieser Blog ein Ort des gegenseitigen Austauschs und der Inspiration wird.
Was für eine wunderherrlich zauberschöne Beschreibung, lieber Oliver, die mich sofort mitnahm auf Deine trefflich beschriebene Erfahrungs-Reise, die bei jedem Wort Gefühle und Zustände in mir auslöst, als hätte ich es selbst erlebt. Glücklich, froh und beschwingt bin ich darüber, danke für dieses grandiose Geschenk.
Lieber Oliver,
auch ich möchte dir danken für deinen Mut und deine Offenheit, dich zu zeigen mit allen Facetten von Gefühl, die du in der Dyadenwoche erlebtest.
Schmerz und Trauer verbal teilen kann ich gut. Sie wirklich wirklich zu durchleben, fällt mir immer dennoch wieder schwer. Vielleicht, weil ich es als Kind gelernt habe, diese Gefühle schnell „zu beenden“…
Ich hatte auch mal in einer Dyade bei Robert K., Jürgen und Iris vor einigen Jahren ein sehr tiefgreifendes Erlebnis, das mich bis heute mit Dankbarkeit begleitet. Gleichermaßen trage ich durch die Intensität der Gefühle von Leichtigkeit und Erleichterung in der damaligen Situation – trotz des Schmerzes – eine große Sehnsucht in mir, mehr davon zu erfahren.
Auf hoffentlich bald, irgendwie, irgendwo, irgendwann,
herzlich,
Sabine
Lieber Oliver, ein großes Danke für Deinen Mut, diese Erfahrungen zu teilen! In mir als Dyaden-Begeisterte nähren sie die Hofnung auf (weiteres) Wachstum für mich und alle anderen, die Verbundenheit und Nähe durch den gemeinsamen Weg, auch wenn wir uns nicht persönlich kennen. Ich habe ein Lächeln auf den Lippen, während ich dies schreibe, und fühle mich warm und liebevoll –
in Vorfreude auf weitere Blog-Beiträge,
herzliche Grüße,
Britta
Wohooo! Der erste Blogbeitrag im KLARWEIT-Blog *feier*.