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Brennender Schmerz, Glückseligkeit und der kosmische Witz

Geschrieben von Oliver Borgmann am .

Meine Dyaden-Erfahrungen

Wenn ich mir den Titel so anschaue, klingt es nach einer Zusammenfassung eines ganzen Lebens, dabei war es nur eine Woche. Allerdings eine sehr besondere.

Eine Woche mit wesentlich mehr Struktur als ich sonst aus in meinem Leben habe. Start morgens um 7 Uhr im Kreis mit 40 Menschen mit Kerze und Stille. Ende um 22 Uhr mit dem Löschen der Kerze – dazwischen jede Minute sorgfältig angeordnet, genau an der richtigen Stelle, wie Noten in einer Komposition. Ein Gesamtkunstwerk – mit einer klaren Struktur und gleichzeitig Platz für Variation zugleich.

Ich rede von der Dyadenwoche „Awakening to life intensive“ – also übersetzt sowas wie „Zum Leben erwachen intensiv“. Die Dyaden-Meditation kannte ich vorher schon, aber eine Woche lang Dyaden am Stück sind sehr anders. Warum ich darüber schreibe? Weil ich bisher nichts kennengelernt habe, was mich das Leben intensiver erfahren lässt, als Dyaden. Ich bin begeistert und möchte meine Begeisterung teilen.

Brennender Schmerz

In einer Dyade, vielleicht am dritten oder vierten Tag, taucht plötzlich und fast ohne Vorwarnung ein tiefer Schmerz auf – jede der Meditierenden im Raum hört meinen lauten Aufschrei, der eine Mischung aus Überraschung und Schmerz ist. Während ich laut schluchze und meiner Traurigkeit Raum gebe, spüre ich die Hand des Lehrers auf meiner Schulter.

Das Bild, dass diese Reaktion ausgelöst hat, war ein Bild von mir selbst – ich bin vielleicht 15 oder 16 und schaue mich Spiegel an – und ich spüre den tiefen Hass auf mich selbst.

Ich wusste schon vorher, dass ich mich nicht sonderlich leiden konnte – aber die Intensität des Gefühls hatte ich noch nicht gespürt. Ich glaube, dass es wichtig ist, solche Gefühle in einem sicheren Rahmen zuzulassen – daher bin ich dankbar, dass sich diese Seite von mir gezeigt hat, auch wenn es schmerzhaft war. Es hilft mir, mich liebevoll anzunehmen – auch damit, dass ich mich gehasst habe.

Glückseligkeit

Hier stoßen die Worte ganz klar an ihre Grenzen, denn das was ich erlebt habe, lässt sich nicht beschreiben. Glückseligkeit ist für mich ein tiefes Gefühl von grundloser Freude, es fühlt sich ein wenig so an, als würde ich innerlich breit Grinsen – verbunden mit dem Vertrauen, dass ALLES in Ordnung ist so wie es ist. Diesen Zustand über einen längeren Zeitraum zu haben fühlt sich an wie fliegen. Ein bisschen auch, wie in einer anderen Realität zu sein. Ich bin dankbar, dass sich dieser Zustand immer wieder in den Dyaden einstellt, ich habe den Eindruck, wenn einmal die Tür zu diesem Zustand geöffnet ist, dann komme ich leichter wieder zurück. Das nährt meine Hoffnung, diesen Zustand im Alltag leben zu können – in Glückseligkeit zu fliegen und gleichzeitig mit der Erde, dieser Realität verbunden zu sein.

Der kosmische Witz

Wenn ich an diesen Dyaden-Zustand denke, kommt mir das Bild des lachenden Buddha in den Sinn – ein tiefes, authentisches Lachen. Vielleicht war auch Buddha in diesem Moment gerade mit dem großen kosmischen Witz verbunden. Es ist für mich ein Zustand in dem ich weit, weit aus dieser Realität und von mir selbst raus zoome. Als ob ich mich selbst, mit all meinen Handlungen, Ängsten, Verstrickungen und alle andere Menschen – also all die menschlichen Taten auf einmal sehe – aber aus der Unendlichkeit des Universums betrachtet. Und plötzlich kommt eine große Leichtigkeit und ein Erkennen davon, wie unwichtig das alles ist – nicht in einem abwertenden Sinne, sondern liebevoll annehmend – aber einfach nicht so wichtig, wie ich es nehme, wenn ich hier unten bin. Und diese Heiterkeit, diese Leichtigkeit ist einfach wunderbar und drückt sich in lautem Lachen aus. Sie ist so kraftvoll, dass ich mich an Situationen erinnere, in der sie den gesamten Raum und alle Meditierenden erfasst und einen großen kosmischen (oder irdischen?) Lachflash erleben. Herrlich!

Ich bin froh, diese Zeilen geschrieben zu haben, denn beim Schreiben verbinde ich mit den Erfahrungen, lasse sie wieder lebendig werden. Und meine Hoffnung ist, dass Sie dich erreichen – und etwas ankommt bei dir von dieser Energie.

Ich freue mich über Kommentare, was diese Zeilen in dir auslösen, was in dir lebendig wird.

Oliver

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