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Ich war auch mal Bassist…

Geschrieben von Jürgen Engel am .

Iris und ich sind seit Wochen mal wieder vom „Aufräum-“ und „Ausmist“ Virus befallen, passt ja gut zum Beginn eines neuen Jahres.

Ich hatte kürzlich in einer Dyade die Einsicht, dass „Weniger mehr ist“, in dem Sinne, dass ich um so weniger Energie verbrauche, je weniger „Dinge“ ich besitze. Und zwar weniger Energie in jeder From von Kraft, Aufwand, Geld, Denkzeit, Platz etc. – Plötzlich war das sehr klar vor mir: ALLES was ich habe (auch die nicht materiellen Dinge) braucht eine Form von Energie. Es nimmt Raum ein, ich muss mich darum kümmern, u.s.w., u.w.s. Also: Weniger Dinge = Weniger Energieverbrauch. Easy!

Das hat direkt einen weiteren Schub produziert, darüber nachzudenken, was ich denn noch loslassen und weggeben könnte, mit einem Ergebnis, das selbst mich überrascht und beeindruckt hat:

In meiner Jugend, vor rund 35 Jahren habe ich die Leidenschaft am Bass spielen entdeckt. Viel Zeit und vor allem Geld floss in dieses Hobby, riesige Boxentürme mit mächtigen Verstärkern und natürlich ein edles Instrument musste her. „Le Fay“ war der Edelbass meiner Träume, den ich mir dann für großes Geld leistete. Persönlich beim Lea-Fay Inhaber bestellt, ganz nach meinen Vorgaben und Wünschen, speziell für mich gebaut! 10 Jahre durfte ich in einer Funk- & Soulband den Bass mit dem dicken Daumen spielen, ein Traum.

Die Band löste sich auf so dass der Bass die letzten ca. 15 Jahre unbenutzt auf mich wartete. Wie lange würde er noch warten? Er hing sogar an der Wand, starrte mich täglich an, und schien zu fragen: „Wann spielst du wieder Bass??!“. Egal. Den Bass wegzugeben, DEN Bass, war ein bis dato undenkbarer Gedanke. Keine in meiner Welt vorkommende Option.

NIE hätte ich es für möglich gehalten, dass ich mich von „meinem Bass“ trenne. Noch weniger hätte ich gedacht, dass ich mich von der Identität: „Ich bin Bassist“ verabschieden könnte. Ich spielte doch Bass, hatte ein teures Instrument, war mal in einer Band. Irgendwann würde ich es wieder tun. Wann auch immer….

Aber was soll das? Nach wie vielen Jahren ist diese Identität abgelaufen? Wie lange kann oder soll ich mir erzählen, dass „ich Bassist bin“, während ich nicht Bass spiele? Was macht dieser alte Ballast mit mir? Ich stelle fest: Mindestens ebenso herausfordernd wie mich von meinem geliebten Instrument zu trennen, ist es mich von dieser Identität, diesem Selbstbild zu trennen. „Ich bin…..“. Sehr spannend überhaupt dieses „Ich bin….“.

Das letzte Mal als ich mich von solch einer Identität getrennt habe, war als ich nach 10 Jahren des Vegetarismus (Ich BIN Vegetarier – ein ziemlich militanter noch dazu…) wieder anfing Fleisch zu essen. Das war ein herausfordernder Prozess. Und besonders erhellend und unbequem waren dabei meine Gedanken: Oh, wie erkläre ich das meinen Freunden und Bekannten? Ich BIN doch Vegetarier. Und hatte diese Identität auch sehr offensiv bis provokativ vor mir her getragen… Was werden die Leute denken…?

Mit dem Bass ging es dann plötzlich ganz schnell. Als ich mich mit der Idee angefreundet hatte, das Instrument nebst Identität los zu lassen, kam die Energie: Jetzt musste es schnell gehen! Fotos gemacht, das Instrument inseriert und noch am selben Tag meldete sich ein Käufer. Die tolle Nachricht: Ein viertel Jahrhundert später konnte ich das Instrument für über das doppelte des damaligen Anschaffungspreises verkaufen. Whow! Ich wusste nicht, wie viel ungenutzte Energie in Form von Geld da 10 Jahre an meiner Wand hingen. Ich war doppelt entzückt. Loslassen macht Spaß und bringt auch noch Geld…. 🙂

Am meisten an der Erfahrung berührt und beschäftigt mich das Loslassen der Identität, der „Idee“ in meinem Kopf, dass ich eines Tages wieder Bass spielen würde. Und all den zugehörigen Folgen: Dem Raum, den das Instrument und Zubehör all die Jahre einnahm. Aber noch viel mehr, den Raum, den die Idee, man könnte fast sagen: Der Glaubenssatz, in meinem Kopf einnahm: Eines Tages tue ich das wieder… Eines Tages…

Das macht etwas und das nimmt ganz klar Raum und Energie in mir ein. Energie die anderswo fehlt, die ich auf Dinge verwenden kann, die mir tatsächlich und HEUTE wichtig sind! Was ist mir eigentlich heute wichtig? Ich möchte weniger Zeit mit der Arbeit verbringen! Mehr Zeit für mich, für Iris und für Freunde, einfach für Lebensfreude und „da sein“, ohne besonderes Ziel oder Inhalt…

Was ist dir gerade heute wichtig?
Und was könntest du vielleicht loslassen, was Raum und Energie in dir einnimmt, die du anderswo besser verwenden könntest?

Ich freue mich sehr auf Rückmeldungen und Austausch hier im Blog 😇
Beschwingte Grüße
Jürgen

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