Der Nach-Corona Kater
Mai 2023, die Pandemie ist offiziell vorbei. Bei der Planung internationaler Events taucht sie immer mal noch auf, die ein oder andere Person trägt noch Maske, sonst ist sie nicht mehr sichtbar. Vermeintlich. Persönlich merke ich, dass ich nicht dieselbe bin, wie vor 3 Jahren. Ich bin innerlich müde, erschöpft, ausgebrannt. Ein bisschen wie „verkatert“. Das trifft es nicht ganz, aber irgendwie geht es in die Richtung. Von uns als Seminaranbieter hat die Zeit viel gefordert. Wir haben viele neue Formate generiert, viel ausprobiert, investiert, Dinge aufgearbeitet, für die vorher keine Zeit war und auch mal Pause gemacht. Das war gut. Oben drüber stand allerdings ein ständiger Druck von nicht Wissen, niemand fragen können, ständig in Bewegung und aufmerksam sein. Nicht Wissen, wie es weiter geht, welche Regeln die Woche darauf gelten, Teilnehmende haben abgesagt, umgebucht, Seminarhäuser waren von einen auf den anderen Tag geschlossen. Jedes Seminar mussten wir mehrfach anpacken, umplanen, „planen“ war eigentlich ein Fremdwort geworden. Ich bin immer noch müde davon. Wir sind immer noch nicht zurück im „Business as usual“, merken immer noch die Nachwehen. Die Pandemie war noch nicht zu Ende, da begann der Krieg in der Ukraine. Viele Grundfesten in mir sind erschüttert.
Wie geht es dir? Die Zeit hat von vielen Vieles gefordert. Eltern, Kinder, alte Menschen, Angehörige alter oder gefährdeter Menschen. Erzieher:innen, Lehrer:innen, Krankenhausmitarbeitende, Polizei und viele viele mehr. Wahrscheinlich ist die Zeit an keinem spurlos vorbeigegangen. Und jetzt?
Wer fragt sich und uns, wie es uns jetzt geht? Mein Verdacht ist, dass viele Menschen innerlich erschöpft sind, bewusst oder unbewusst langsamer sind, anders geworden sind. Was ist wichtig? Worauf kann man sich verlassen? Worauf kann ich mich noch verlassen? Will ich noch verlässlich sein, wenn es „sonst keiner“ mehr ist? Wie gehen wir mit den Folgen der Pandemie um? Was ist mit all den Kindern, denen wichtige Lernphasen und Entwicklungsschritte fehlen? Den begleitenden Personen, die damit umgehen sollen, aber nicht die nötigen Ressourcen dafür bekommen? All der unaufgearbeiteten Wut, Trauer, Angst? Ich weiß, die Pandemie hatte auch positive Seiten, ganz klar. Aber heute geht es mir darum, auf den Schatten aufmerksam zu machen. Ich möchte mich, dich, uns, die Welt einladen, innezuhalten, durch zu atmen, wahrzunehmen, wie es uns geht. Wie haben Pandemie und speziell der Krieg in der Ukraine unsere Persönlichkeit verändert? Unsere Grundannahmen? Klar, die Welt dreht sich weiter. Sie dreht sich aber auch, wenn wir kurz mal still stehen bleiben, bewusst Revue passieren lassen, was denn eigentlich los war die letzten drei Jahre im Innen und im Außen und wahrnehmen wo wir aktuell stehen und wo wir hingehen möchten.
Danke für all eure Kommentare. Sie bestärken mich darin, dass das ein wichtiges Thema ist, inne zu halten, den Wandel passieren zu lassen – aber auch zu zu lassen, dass wir ab und an müde und erschöpft sind. Auch das wird wieder vorbei gehen…
Ein so schöner, aufrichtiger und warmherziger Beitrag. Danke, Iris. Klar – das sind eure Texte immer, aber dieser ist nochmal anders. Auch ich empfinde mich als langsamer und energieloser als zuvor und nutze diese Zeit zur Selbstreflektion. Meine Selbstständigkeit hat auch gelitten, aber ich habe gar keine Lust mehr zu „powern“. Ich strebe nach einem friedlichen, möglichst heiteren und liebevollen „Innen“. Dieses Ziel wird immer wieder mit dem oft kaum zu ertragendem „Außen“ konfrontiert.
„In der Ruhe liegt die Kraft“ passt für mich heute mehr denn je.
„Keine Lust mehr zu Powern“, das trifft es ganz gut. Nach einem Marathon braucht es etwas Ruhepause…
-„Keine Lust mehr zu Powern“, das trifft es ganz gut. Nach einem Marathon braucht es etwas Ruhepause…
Ich empfinde eine große Dankbarkeit, bei und mit Euch zu sein.!
Eure Beiträge und das Teilen berühren und wärmen mich!
Das ist wunderbar zu spüren!
Tiefe Verneigung!
Iris, as I read you blog, I am reassured that this tiredness, this emotionally drained feeling, this heavy load, is not just me and not just related to the fact that I am getting old. But in addition, the pandemic, the war in Ukraine, the divison in politics and world leaders, the confounding control of social media algorithims; these all greatly contribute to the weariness.
In addition, your post also reminds me that it\’s not just happening to me. It\’s all of us, in some way or another, that are burdened by these events and changes. And, as I hold that, I also note that there have always been times in our histories where there have been burdens and changes. There always will be. We are wired for it in many ways.
And realizing that, in some odd way, brings me hope. It connects me back to life. It opens me to seeing my self struggle, noticing the ebb and flow of life in me, in others, in US.
Thank you for the reminders!
Ja Jeff, Thanks. Change has always been and will always be… Good to remember that. I like the image of the sea with ebb and flow. Coming and going…
-Ja Jeff, Thanks. Change has always been and will always be… Good to remember that. I like the image of the sea with ebb and flow. Coming and going…
°Ja Jeff, Thanks. Change has always been and will always be… Good to remember that. I like the image of the sea with ebb and flow. Coming and going…
Einfach DANKE für die Zeilen!
Vor allem für den letzten Absatz: soviel Unerledigtes bis jetzt – und soviel Ungewissheit spätestens ab jetzt.
Wo liegt der Halt in der Ungewissheit? Und – wie geht Krisenkompetenz, individuell und gesellschaftlich?
Lasst uns auf den Weg gehen und FINDEN, wie es Picasso in seinem Gedicht geschrieben hat.
Sonnige Grüße
Walter
Hallo zusammen.
Ich kann das Gefühl von Iris zu 100% nachempfinden.
Zu meiner Vorschreiberin:
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und
die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Dann einfach weiter gehen, gelassen, mutig, weise, besonnen.“
Genau an diesem Spruch gibt es eine Sache die kaum jemand im Blick hat.
Der Mut Dinge ändern zu wollen, hängt mit dem jeweiligen Bewusstsein direkt zusammen. Je bewusster, desto mehr erkennt man, dass man viele Dinge ändern kann, wovon Andere nicht mal vermuten würden, dass man sie ändern kann.
Sprich, wenn man zurück zum ursprünglichen Menschenbild findet, dann spürt man plötzlich dass man eigentlich in voller Verantwortung für sich und dem ganzen Universum steht und dann fängt die eigentliche Kreativität erst an.
Weisheit in diesem Sinne bedeutet letztlich nichts anderes als das Leben/die Wirklichkeit als das zu erkennen was sie (wirklich!) ist. Dann fängt der Spaß / das Leben / Die aktive Veränderung erst wirklich an.
LG
Paddy
Ich danke Dir für Deinen Denkanstoß ,mir geht es genau so,ich benötige öfter Pausen und ich habe mich verändert.
Ich habe mich vor Corona entschieden meinen Beruf zu wechseln .Die Einarbeitung meiner neuen Arbeitsstelle war in Corona am Computer und ohne Präsenz ,dass war eine komplette Umstellung ich habe vorher mit Menschen im sozialen Bereich gearbeitet und dann plötzlich Isolation.
Ich musste mich komplett umstellen und dazulernen und dies hat mich sehr viel Kraft gekostet.
Hey Iris!
Vielen Dank für für deine Worte, dein Teilen deines Erlebens.
Ich bin grad einfach nur sehr berührt, weine und fühle in jeder Zelle Zustimmung.
In mir nickt vieles zu deinen Worten. Und ich bin grad erstmal damit, mit der schmerzhaftb fühlbaren Erschöpfung, in mir deutlich nachhallenden Fassungslosigkeit (soooo viel fassungslose Ohnmacht war da diese 3 Jahre…. ) und der Trauer über so vieles was da war und nicht war in dieser Zeit.
….puhhh…
Vielleicht später oder mal live mehr Worte meinerseits.
Grad fühlen und sein.
…. vielleicht gleich ne 7Uhr Dyade.
Danke dir Iris!
Dani
Ich schließe mich diesem Kommentar an. Dankeschöön für eure Worte und das Fühlen und die Verbindung, die dafurch entstehen.
Vielen Dank für deinen Denkanstoß! Folgende Gedanken und Zitate fallen mir dazu ein
Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.
Und dann einfach mal stehen bleiben, bewusst Revue passieren lassen, was Leben ist – und zulassen, dass Leben oft nicht planbar ist. Stehen bleiben, um zu verstehen, zu fühlen … aufzunehmen was ist …
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und
die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Dann einfach weiter gehen, gelassen, mutig, weise, besonnen.