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Wer bin ich?

Geschrieben von Jürgen Engel am .

Es ist krass!
Seit 2 Stunden sitze ich da und beobachte den Sturm in meinem Inneren. Gedanken, Gefühle, Bilder, Erinnerungen, Konzepte, Körperwahrnehmungen – alles wechselt sich ab und mischt sich. Eine ungewohnte Intensität an Emotionalität. Ich kann die Energie regelrecht beobachten, wie sie auftaucht in mir, sich bewegt, verstärkt, verändert.
Immer wieder scheint mir dieser sehr junge, sensible, verletzliche Teil an der Oberfläche. Er fühlt sich immer wieder sehr roh, ungeschützt und vorsichtig an. Vorher auch ein ganz besonderes Gefühl von Wärme und Weichheit, welches aus ihm zu strömen scheint. Eine neue, tiefere Art von Gefühl, Mitgefühl. So fühlt sich vermutlich Mitgefühl an …
Manchmal ist die Intensität und Unübersichtlichkeit der vielen Eindrücke auch ein wenig beängstigend, zumindest beunruhigend. Und gleichzeitig spüre ich großes Vertrauen – in mich, die Welt, die grundsätzliche Wohlgesonnenheit des Universums mir gegenüber.
Das ist auch krass.

So viel Bewegung auf einmal, so viel Herausforderung, so viel Öffnung, so viel Klarheit hat es zu keinem Zeitpunkt zuvor in mir gegeben. Immer wieder die Frage: Sag mir, wer du bist?? Sag mir, wer du bist? Wer bin ich eigentlich? So wirklich? So richtig, jenseits all der Konzepte, Teile, Verletzungen, Muster, Überzeugungen und blinden Flecken. Wie kann ich je sicher sein?

Interessant, dass ich diese „Ur-Dyadenfrage“: „Sag mir, wer du bist“, die erste in den „Enlightenment Intensives“, erst kürzlich ausprobiert habe – nach so vielen Jahren. Und die Frage hat es in sich. Da bleibt kein Ausweg des Wegschauens. Es braucht nicht viele Dyadenrunden, um zu verstehen, dass die Antwort nicht in den Äußerlichkeiten liegt – in meinen Eigenschaften: Alter, Geschlecht, Nationalität, Ausbildung, Meinungen, Werte, Erfahrungen, Gedanken … die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. All das bin ich nicht. All das erlebe ich, auf die ein oder andere Art und Weise. Aber „sein“? Sag mir, wer du bist?

Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, besonders mit meinen Eltern, befeuert den inneren Prozess stark. Ein sterbender Vater, der das Sterben wegschweigt und nicht in der Lage ist, emotionalen Kontakt zuzulassen. Der Angst bekommt, wenn ich Fürsorge und Zuneigung ausdrücke oder gar einen Moment schweige. Eine Mutter mit stark narzisstischen Anteilen, die keine Empathie oder Liebe empfinden kann und konnte. Die zu keiner echten, emotionalen Reaktion fähig ist. Die in ihrer selbst gebauten Scheinwelt lebt, in der sie die Welt verstanden hat und alle anderen zu einfältig und unbewusst sind. Eine Welt, in der sie keine Bindung hat und braucht und immer über den Dingen steht.

Es ist der Abschied von der Idee, doch noch Eltern haben zu können. Von der Idee, jetzt im Alter noch einmal eine Art von „Beziehung“, die den Namen verdient, mit ihnen erleben zu können – echte emotionale Nähe und Verbindung zu ihnen aufbauen und erleben zu können.
Beide sind dazu nicht fähig. Und beide sind sich dessen nicht bewusst. Ganz allmählich kommt diese Tatsache in meinem System an – langsam genug, sodass es mich nicht überwältigt, schnell genug, um hohe emotionale Wellen auszulösen.
Während ich diese Zeilen schreibe und nochmals durchlese, tobt in mir der Sturm. Die Verschriftlichung gibt dem inneren Gefühl mehr Realität. Es steht schwarz auf weiß. Ich verstehe etwas mehr den Sinn der Integration durch Schreiben.

Dieses ständige Hinterfragen meiner eigenen Erfahrungen, meiner Gefühle, Klarheiten, inneren Realitäten – so bekannt, so gewohnt, scheinbar so normal. Es ergibt noch viel mehr Sinn. Und da verstehe ich noch mehr meine Erfahrung mit unserer Lieblings-Dyadenfrage der letzten Monate: „Wie lebt Selbstbestätigung (Self-Validation) in dir?“

Mit Selbstbestätigung ist laut dem Paartherapeuten David Schnarch nicht eine Form von Eigenlob gemeint, sondern die innere Zustimmung zu mir selbst, meinen Wahrnehmungen und Realitäten – unabhängig von den Reaktionen oder der Zustimmung anderer. Dieser Muskel ist ganz schwach ausgeprägt. Mein System, meine Teile, suchen nach wie vor, ähnlich wie in der Kindheit, ständig die Bestätigung von außen. Sicherheit und Bestätigung alleine aus sich selbst zu generieren, ist für diese jungen Anteile undenkbar.

Und da entsteht auch ein Gefühl von Frieden und tiefer Dankbarkeit. Ich sehe und anerkenne (selbstbestätige) den Weg, den ich gegangen bin. Die immense Angst, die mein ständiger Begleiter war und oft genug immer noch ist. Den Herkulesakt, nach einer empathiearmen Kindheit mich auf den Weg zu machen, in hunderten von Seminartagen zu sitzen, mich wieder und wieder herauszufordern und meine Komfortzone zu verlassen.

Es hat sich gelohnt. Jeder einzelne Tag, jede Minute davon. Ich bin nicht derselbe Mensch. Die Frage „Wer bist du (wirklich)?“ fordert mich nach wie vor und die Antwort ist immer noch ein „Work in Progress“. Und gleichzeitig fühle ich deutlich: Ich bin auf dem Weg. Ich nähre mich an. Ich fühle mehr, mein Kopf ist öfter ruhig und der Körper weit und entspannt – nicht immer, aber immer öfter. Das ist gut.

Und was ist deine aktuelle Antwort auf die Frage: „Wer bin ich…“?

Jürgen

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