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Was Disziplin mit Liebe zu tun hat

Geschrieben von Iris Bawidamann am .

Von Disziplin wollte ich nie etwas hören. Doch dann traf ich diesen Mann.

Disziplin ist beim Bund im Matsch robben, nur weil es jemand sagt. Disziplin ist Dinge tun, die ich nicht will, weil es für irgendwas mal gut sein könnte. Disziplin ist das Gehirn an jemand abgeben, der für mich denkt. NOT FOR ME! Wie viele Diskussionen habe ich dazu als Jugendliche mit Eltern, Lehrer:innen und Wehrdienstlern geführt. Danke an dieser Stelle für eure Geduld ;-).

Disziplin ist aber auch, wenn Einsatzkräfte genau wissen, was zu tun ist. Wenn klar ist, wer die Entscheidungen trifft. Wenn ich nicht immer den leichteren Weg gehe, sondern den, der mich dahin bringt, wo ich hin will. Das kann natürlich auch oft der Leichtere sein, aber nicht immer.

Disziplin kann auch sein, mal den Mund zu halten. So gut ich mit Menschen umgehen kann, so gut ich sie verstehen kann, so gut ich sie kenne, mindestens genauso gut kann ich sie auch verletzen. Natürlich gebe ich das nicht gerne zu. Schon gar nicht als Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation. Über die Jahre bin ich Profi darin geworden, so zu schubsen, dass es nicht so leicht zu erkennen ist. Manchmal reicht ein Blick, ein Wort, der Tonfall. Es braucht nicht viel, um einen Pfeil abzuschießen, der trifft. Ich brauche mich nicht laut zu streiten, ich habe andere, subtilere Mittel, um meinen Unmut auszudrücken.

Doch dann kam dieser Mann. Die Liebe. Nach der ersten Verliebtheit beginne ich wie gewohnt meine Pfeile zu verschießen, mein Revier abzustecken. Doch dann das Unerwartete: der Mann setzt sich zu mir, beschreibt mein Verhalten und sagt mir, was es mit ihm macht, wie er sich dabei fühlt. Ein Teil von mir jubelt, denn ich will ja, dass er sich unterlegen und elend fühlt, wenn ich wütend bin. Jedoch meldet sich ein neuer Anteil in mir. Moment mal. Das ist doch der Mensch, den ich liebe. Für den ich einen weiten Weg gegangen bin – und glaube mir – das war NICHT der einfachste Weg. Ich möchte doch, dass es ihm gut geht, dass es uns gut geht, dass es mir gut geht. Ich fange an innerlich auszurechnen: wie viel gibt es mir, in der Wut etwas zu sagen, was ihn verletzt und auf der anderen Seite: wie viel kostet es ihn und damit uns und mich, die Wunden zu lecken, zu versorgen, zu heilen? Wie viel Zeit liegt zwischen den „Pfeilen“, die ich abschieße? Reicht die Zeit zum heilen oder werden es immer mehr Wunden mit der Zeit? Mein Ergebnis: Es werden immer mehr Wunden und der Preis den ich, er und wir bezahlen ist immens hoch. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Verletzungen so viele oder so stark sind, dass dies das Ende der Beziehung ist. Dafür, dass ich mich für ein paar kurze Momente kurzfristig besser fühle, weil ich meine Wut an ihm auslasse. Mathe war nie mein Lieblingsfach, aber DAS verstehe ich.

Doch es ist so verführerisch. Dieser kurze Moment des mich stark Fühlens. Außerdem sind die Worte oft schon gesprochen, bevor ich groß darüber nachgedacht habe. Was tun?

Ich entscheide mich, extrem achtsam zu sein. Ich entscheide mich, meine Wahrheit zu sagen. Die echte Wahrheit. Die, die unter dem Ärger und der Wut steckt. Ich entscheide mich aufzuhören, wenn wir in eine Diskussion geraten, die nicht fruchtbar ist, die zu eskalieren droht. Ich entscheide mich, alle meine Gefühle zuzulassen, zu erlauben aber sie nicht als Giftpfeile zu verschießen.

Ich bin überrascht. All das kann ich entscheiden? Ja, all das kann ich entscheiden. DAS ist Disziplin. Ich kann das entscheiden und tun, auch wenn es mir echt nicht immer leicht fällt (und auch nicht immer gelingt). Auch das ist für mich Disziplin. Sie lohnt sich. Mittlerweile liebe ich sie. Sie macht mein Leben so viel einfacher. Es gibt so viel weniger Konflikte aufzuräumen. Ich kann mich besser spüren mit dem, worum es eigentlich geht. Ich kann entscheiden, ob ein Missverständnis zum Konflikt eskaliert. UND ich kann meine echte Wahrheit ausdrücken. Das worum es wirklich geht.

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