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Vertraue dem Prozess – Genieße den Prozess…

Geschrieben von Jürgen Engel am .

Kürzlich, nach einer tiefen Meditation im Kontakt mit mir und meinen Gefühlen, kamen mir diese Sätze im Zusammenhang mit unserem Jahresprogramm in den Sinn:

  • „Trust the process“ – Vertraue dem Prozess und
  • „Enjoy the process“ – Genieße den Prozess

Und spontan war mir klar: Ja! Das ist gut. Das beschreibt zwei für mich ganz wesentliche Haltungen, mit denen ich durch mein Leben gehen möchte und die auch als Basis und Ausrichtung für unser Jahresprogramm dienen.

– Vertraue dem Prozess
Das ganze Leben ist ein Prozess. Es ist ständig im Fluss. Die einzige Konstante ist die Veränderung – lebendig und gleichzeitig herausfordernd, insbesondere für die Anteile in uns, die Sicherheit und Vorhersehbarkeit brauchen.

Die schlechte Nachricht: Sicherheit ist eine Illusion. Sie existiert nur in der Vorstellung. Helen Keller hat das in ihrem berühmten Zitat wundervoll auf den Punkt gebracht:

Sicherheit ist größtenteils Aberglaube. Sie existiert weder in der Natur noch erleben die Menschen sie als Ganzes. Gefahren zu vermeiden ist auf lange Sicht nicht sicherer als direkter Kontakt. Das Leben ist entweder ein waghalsiges Abenteuer oder nichts.Helen Keller

Die gute Nachricht: Das, was wir oberflächlich unter dem Etikett „Sicherheit“ suchen, gibt es in jedem von uns – sei es Vertrauen, Nähe, Unterstützung, Liebe, Zugehörigkeit oder … Es existiert in uns, und wir können es in uns „kontaktieren“ – und, davon bin ich überzeugt, auch „erfüllen“, ganz unabhängig vom Außen.

Zurück zum Vertrauen in den Prozess:
Wenn das ganze Leben ein Prozess ist, dann ist es für mich wesentlich, an meinem Vertrauen in den Prozess zu arbeiten. Ich bin überzeugt, dass Vertrauen eine tiefe Qualität und Sehnsucht ist, die unter dem Verlangen nach Sicherheit liegt.

Vertrauen, dass ich versorgt bin. Getragen, geliebt. Dass das Leben – was auch immer das genau ist – grundsätzlich wohlwollend und gütig mir gegenüber ist. Ich bin kein religiöser Mensch, und doch glaube ich, dass ich von einem universellen Ort oder einer Energie getragen bin, die immer da ist und grundsätzlich „gut“ ist, die es gut mit mir meint. Das ist für mich Vertrauen. Der Rest ist der Prozess des Lebens, das Spiel der Formen. Nicht immer angenehm, aber Teil des Spiels.

Auch unser Jahresprogramm ist der Eintritt in einen Prozess. Einen großen, umfassenden Prozess, begleitet von vielen kleineren entlang des Weges. Wir treten als Gruppe in einen Prozess ein – uns zu finden, zu öffnen, herauszufinden, wer wir sind, als Gruppe und vor allem als Individuum. Wer bin ich? Das ist eine essenzielle Frage.

Niemand ist am Ende des Jahres dieselbe Person wie zu Beginn. Natürlich bist du auch ohne ein „Jahresprogramm“ nach einem Jahr anders. So ein Programm ist für mich eine Strategie, um den Prozess zu steuern – nicht dem Zufall überlassen, sondern mit Einfluss.

Und in jedem Retreat gibt es viele kleine und größere „Prozesse“. Wir arbeiten prozessorientiert – das bedeutet, wir gehen miteinander in Kontakt. Tief. Uns gegenseitig an die Hand nehmend und unterstützend. Einer „arbeitet“ mit einem eigenen Thema, die andere Person unterstützt den Prozess. Das ist die Kernmechanik unserer Arbeit.

Die Methoden und Modalitäten sind dabei sekundär: Gewaltfreie Kommunikation, Living Compassion, systemisches Arbeiten, IFS – Internal Family Systems, traumasensible Begleitung, Erlebnispädagogik etc. Welche Methode wir nutzen, ist zweitrangig – entscheidend ist die Haltung und Intention, mit der wir in die Prozesse gehen.

Die Methoden mögen weniger wichtig sein, die Qualität unserer Begleitung ist es jedoch umso mehr. Um in den Prozess zu vertrauen, muss ich dem Rahmen und vor allem der kompetenten Begleitung vertrauen – damit ich mich fallen lassen kann und die Orte in mir besuchen kann, vor denen ich bisher zu viel Angst hatte. Dafür sind wir da, dafür stehen wir.

Die GFK passt als prozessorientierte Sprache ganz wundervoll zu unserer Arbeit. Wir beschreiben Beobachtungen, Gefühle und Bedürfnisse im Fluss, so wie sie sich im Moment zeigen. Statt zu sagen: „Ich bin faul“, sagen wir: „Ich bin gerade müde und brauche Ruhe.“ Es ist eine Momentaufnahme – keine statische Zuschreibung.

– Genieße den Prozess
Das ist regelrecht eine Art Lebensmotto, das mir kürzlich eingeleuchtet ist. Es hat vor allem mit Präsenz zu tun – der Fähigkeit, im jetzigen Augenblick zu verweilen und diesen zu genießen.

Ein zentrales „Problem“ in der Art, wie die meisten von uns leben, ist das ständige Verweilen in der Vergangenheit oder Zukunft. Nur selten sind wir wirklich voll präsent. Entweder reden oder hadern wir mit dem, was war, oder wir machen uns Gedanken und Sorgen über das, was als Nächstes kommt oder kommen mag.

Eckhart Tolle hat dies wunderbar in „Jetzt – Die Kraft der Gegenwart“ beschrieben. Wir sind ständig am Warten: auf das Wochenende, den Urlaub, den nächsten Gehaltsscheck, die Beförderung, die Rente, den neuen Partner, dass die Kinder aus dem Haus sind, dass ich endlich glücklich und geheilt bin, oder, oder.

Die Gegenwart ist meist ein Hindernis auf dem Weg zu einer imaginären Zukunft. Sobald diese eintritt, sind wir schon längst wieder auf dem Weg zu einem neuen Ziel.

Wenn das Leben ein ständiger Prozess ist und ich ständig auf dem „Weg“ bin, der bis zum Tod niemals endet, dann scheint es mir offensichtlich, dass der Schlüssel zu einem glücklichen und erfüllten Leben ist, den Prozess zu genießen – in jedem einzelnen Augenblick.

Nicht erst, wenn ich reich, glücklich, geheilt, verheiratet, in Rente oder erleuchtet bin. Es gilt, die Freude im JETZT zu finden. Wenn ich es nicht schaffe, mich JETZT anzunehmen und JETZT zu genießen, wie mein Leben ist, dann bezweifle ich, dass dieser imaginäre Moment in der Zukunft eintritt – in dem alle Faktoren so sind, wie ich es mir erträume und ich endlich mein Leben genieße.

Und selbstverständlich gilt dieses Prinzip auch für unser Jahresprogramm: Wir genießen den Prozess! Mal mehr, mal weniger – das ist klar, wir können es nicht erzwingen, aber es ist die Intention. Die Entwicklung meiner Persönlichkeit, meiner inneren Verbindung, Freiheit und Heilung darf und muss Freude machen.

Klar, da fließen auch Tränen, da gibt es Widerstand, Frust und Ärger und jede Menge Angst und herausfordernde Emotionen. Und mindestens ebenso viel Magie, Glück, Liebe, Berührtheit und absolute Seligkeit. Und ALLES davon ist Leben – alles kann mit Präsenz genossen werden. Ja, auch die Trauer und der Schmerz – das ist ein Teil der Magie.

Am Ende kommst du gestärkt und gewachsen als Mensch und Individuum aus dem Prozess. Du weißt besser, wer du bist, was du willst und brauchst und wo es für dich als Nächstes langgeht. Und vor allem kannst du mehr genießen, wo du schon bist, anstatt zu warten, irgendwo anzukommen und jemand zu sein.

Was sagt dein Herz dazu? Gibt es da Resonanz? Was fühlst du jetzt?
Schreib uns. Sprich mit uns. Du bist herzlich willkommen, mit uns ab Februar zum nächsten „Voll im Leben – JETZT“ in den Prozess einzusteigen!

Herzlich
Jürgen

P.S. Du kannst auch einfach HIER einen unverbindlichen Gesprächstermin mit uns ausmachen.

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