Das Socken-Dilemma – oder: Warum ich mich wochenlang nicht entscheiden kann, ob ein Paar Socken weg darf.
Es ist ´mal wieder soweit. Traurig schaue ich meine Lieblingssocken an. Sie werden an einer Stelle dünn, fast durch. Noch kein Loch – aber es wird nicht mehr lange dauern.
Und da ist sie wieder, die Frage, die mich manchmal über Tage (oder Wochen) beschäftigt:
Wie lange kann ich die Socken noch anziehen?
Gelten sie mit durchsichtigen Stellen schon als „kaputt“? Oder erst, wenn wirklich ein Loch drin ist? Und selbst dann – kommt es nicht auch darauf an, wo das Loch ist und ob jemand anderes es sieht?

Eigentlich eine total banale Alltagssituation. Aber heute nervt es mich besonders, dass mich diese Frage ungewollt so lange beschäftigt. Jedes Mal beim Zusammenlegen der Socken, beim Anziehen, beim Waschen wieder…
Warum mache ich es mir so schwer, einfach zu entscheiden, ob die Socken wegkönnen oder nicht?
Habe ich nichts Wichtigeres zu tun, als über sowas nachzudenken?
Es ist mir schon fast peinlich – nicht nur, dass ich so viel darüber nachdenke, sondern jetzt auch noch darüber schreibe. Luxusproblem deluxe.
Und trotzdem: Die Diskussion in meinem Kopf hört einfach nicht auf.
GENUG.
Ich will mir das in Ruhe anschauen. Jeder bewusst begleitete Prozess ist in Summe schneller als dieses endlose Hin-und-Her im Kopf ohne Ergebnis.
Denn das Thema begegnet mir nicht nur bei Socken.
Was, wenn da eigentlich etwas viel Größeres dahintersteckt?
Ich bitte Jürgen, mich in einem Prozess zu begleiten. Ich möchte diesen inneren Stimmen mal wirklich zuhören – um herauszufinden, worum es in mir eigentlich geht.
Und siehe da: Es geht um viel mehr als Socken. Vielleicht kennst du solche Dynamiken ja auch?

Zwei zentrale Stimmen haben sich gleich am Anfang gezeigt:
1. Der Ressourcen-Anteil:
Er schätzt Dinge, will nichts verschwenden und findet, die Socken sind noch völlig in Ordnung. Er kommt aus einer Haltung von Achtsamkeit und Sparsamkeit.
2. Der „Gönn dir“-Anteil:
Er fragt: „Warum quälst du dich mit alten Socken? Hast du es nicht verdient, dir etwas Schönes, Neues zu kaufen?“
Aber dann wurde es erst richtig spannend (und etwas chaotisch). Denn es mischten sich noch weitere Stimmen ein…
Wer sonst noch mitreden wollte:
🔹 Der Spaß-Anteil: „Ich will einfach Freude an meinen Socken haben – egal, ob neu oder alt!“
🔹Der Perfektionist: „Du kannst ja als Ersatz nicht einfach irgendwelche neuen Socken kaufen! Die müssen langlebig, schön und nachhaltig sein – das braucht Zeit!“
🔹 Die Kümmerin: „Ich möchte, dass niemand zu kurz kommt. Ressourcen sparen ist gut – aber Spaß haben auch. Wie bringe ich das zusammen?“
🔹 Die Zugehörigkeit: „Was denken die anderen? Will ich in der Öko-Ecke sein oder lieber unauffällig? Sind abgetragene Socken okay oder peinlich?“
Ganz ehrlich, dass mein Socken-Dilemma unter anderem auch mit Zugehörigkeit zu tun haben könnte, darauf wäre ich im Traum nicht gekommen, ohne diesen Prozess.
Überraschend:
Keiner der Anteile fühlte sich zuständig dafür, eine Entscheidung zu treffen. Sie machten nur Feststellungen, wie: „Das ist eine Ressource.“, oder „Du solltest dir das gönnen!“, oder „Das macht so keinen Spaß!“, und so weiter. Alle fühlten sich überfordert damit, eine letztendliche Entscheidung zu treffen. Ob ich jetzt die Socken behalte oder ersetze – das sollte jemand anderes außer diesen Stimmen entscheiden.
Die zentrale Frage:
Wer trifft eigentlich die Entscheidung?
Am Ende wurde klar:
Die Entscheidung kann nicht von einem einzelnen Anteil getroffen werden.
Es braucht einen übergeordneten, erwachsenen, weisen Teil in mir – der alle Stimmen hört und dann bewusst entscheidet. Seit ich mir in Bezug auf Socken -bzw. werfe ich etwas weg oder nicht- dieser inneren Anteile bewusst bin und obwohl das erst kurze Zeit her ist, kann ich gewisse Entscheidungen nun sehr viel leichter treffen, weil nicht mehr nur „alle“ durcheinanderreden. Vor allem „Ressource“ und „Spaß haben“ sind nun eng in Kontakt. Faszinierend.
Was mir geholfen hat:
✔️ Bewusst Zeit nehmen: Kleine Dinge, die überdimensional viel Raum einnehmen, weisen meist auf etwas Grundsätzlicheres hin.
✔️ Klarheit schaffen: Welcher Stimme / welchem Anteil ist was wichtig, worum geht es eigentlich.
✔️ Entscheidungsbefugnis klären: Wer entscheidet intern und wie.
Wie sieht das bei dir aus?
Hast du auch regelmäßig dieses Socken-Dilemma? Oder vielleicht hast du nicht genau dieses Socken-Dilemma – aber kennst du das Grundmuster?
Situationen, in denen du zwischen verschiedenen inneren Stimmen hin- und hergerissen bist?
Diese Session hat mir geholfen, wieder ein Stück besser meine eigenen Mechanismen zu verstehen –
und vielleicht entdeckst du beim Lesen Parallelen zu deinen eigenen kleinen (oder großen) Entscheidungen?
👉 Wenn du Lust hast, dir meine Session anzusehen:
Hier geht’s zum Video: Das Sockendilemma oder: Warum ich mich wochenlang nicht entscheiden kann, ob ein Paar Socken weg darf.
Und jetzt interessiert mich:
Kennst du solche inneren Dialoge und Dilemmata auch?
Schreib’s mir gern in die Kommentare! 😊
Liebe Iris,
danke für den Prozess! – Was mich dabei unruhig macht, ist die Frage,warum stpfst Du die Socken nicht?
Liebe Grüße Dirk
Liebe Iris, da gibts ja noch den Pragmatismus, die Socken als Schuhputzlappen zu benutzen (Ressource). Beim Tanzen, Yoga oder Sport in Socken sind die Socken peinlich (Zugehörigkeit). Wie ists mit Datings in fadenscheinigen Socken? Fällt das auch unter Zugehörigkeit oder hat das Spaßeffekt für die anderen?
Herrlich, liebe Iris, Danke fürs teilen! Ich kenn das. ABER: wie hast du’s denn jetzt entschieden? Durften die Socken gehen? Oder nicht?
Liebe Iris,
ich kenne dieses Chaos in meinem Kopf sehr gut. Deine Beschreibung hat für mich nochmal Klarheit üben meinen „Jetzt- Zustand“ geschaffen. Das hilft. Und ich habe Lust, mir Zeit zu nehmen, um Klarheit zu schaffen, welcher Anteil die Entscheidungsbefugnis hat. Und dann gehe ich in den Keller um auszumisten. Ich spüre eine Neugier, wie es dort dann später aussieht . Spüre Freude !!!
Liebe Iris, ja das kenne ich auch und du hast mal wieder treffend beschrieben, wie wichtig es ist die inneren Anteile bewusst wahrzunehmen, um Klärung herbeizuführen! Das hilft, danke!!!!
Christina