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Was 40 Dyaden in einer Woche mit dir machen

Geschrieben von Jürgen Engel am .

Whow, was für ein Ritt!
Schon immer war unsere Dyadenwoche, das „Awakening to Life Intensive“, die mit Abstand intensivste und auch herausforderndste Erfahrung, die wir anbieten. Und doch haben wir dieses Mal ein Maß an Tiefe und Verbindung erlebt, das selbst unsere kühnsten Erwartungen übertraf. 

Ein Faktor war sicherlich die Größe und Diversität der Gruppe: Inklusive Team waren wir 38 Personen und hatten so wieder das gesamte Seminarhaus für uns allein. TeilnehmerInnen kamen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Slowenien, Frankreich, den USA, Brasilien und Japan. Das gab es in diesem Umfang noch nie! Außerdem waren erstmalig gleich 14 TeilnehmerInnen aus unserem aktuellen Jahresprogramm „Voll-im-Leben – JETZT“ dabei, die sich vorab schon an drei Retreats getroffen und kennengelernt hatten, was sicher einen deutlichen Einfluss auf die Energie und den Zusammenhalt der Gruppe hatte. 

Hier sind 3 Stimmen von Teilnehmenden:  „Ich habe zum ersten Mal Schmerz und Freude gleichzeitig erlebt. Das war so transformierend!“, „Es war eine schwere Geburt, aber jetzt fühle ich mich wie ein Schmetterling, der aus dem Kokon gekommen ist.“, „Jeden Moment hatte ich das Gefühl, auf Augenhöhe mit Iris und Jürgen zu sein, während gleichzeitig Führung und Anleitung vorhanden waren.“.

Als Team waren wir auch optimal eingestimmt und vorbereitet: Zusammen mit Eva und Nikolaus waren wir gleich vier sehr erfahrene BegleiterInnen, die die Gruppe hervorragend unterstützen konnten, gerade auch in den zahlreichen Momenten, in denen intensivste Emotionen aufkamen, die Raum und achtsame Unterstützung brauchten. Iris und ich sind dieses Mal schon zwei volle Tage vorher angereist, um gleich zu Beginn des Retreats voll und ganz am Ort und im Hier und Jetzt angekommen zu sein. 

Ein weiterer Faktor war ganz sicher der Ort, das Landhaus Sonnenberg in Erbach im Odenwald. Idyllisch gelegen, umgeben von Natur und Wald, liebevoll gestaltet und eingerichtet, mit Auge für Details und Qualität und einer Küche, die uns dreimal täglich mit kulinarischen Höhenflügen verwöhnt hat. Das Team rund um den Inhaber Rakendra hat uns mit größter Hingabe empfangen und die Woche über begleitet, sodass wirklich keine Wünsche offen blieben. 

Die Rahmenbedingungen waren also optimal für eine außergewöhnliche Erfahrung, und die Kombination der zahlreichen Faktoren hat sich offenbar verstärkt und potenziert, sodass das Ergebnis ohne Übertreibung als spektakulär bezeichnet werden kann.

Was aber macht nun den Inhalt und die Erfahrung eines „Awakening to Life Intensives“ aus?

Zunächst einmal scheint der Rahmen überraschend simpel: Wir machen Dyaden. Den ganzen Tag, von 7 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Eine Dyade dauert 40 Minuten. Der Rest der Zeit verteilt sich auf sogenannte „Stille Integrationszeiten“ in der Natur, in denen die Erlebnisse und Emotionen „integriert“ und verdaut werden, zwei Einheiten mit Körpererfahrung und Musik sowie zwei Runden in der Gesamtgruppe mit Zeit für Austausch und Fragen. Dann noch drei Mahlzeiten, und das war’s. Der Zeitplan ist absolut perfekt durchgetaktet, in jeder Minute ist exakt klar, was wir gerade tun. Allein das bietet schon eine Klarheit und Führung, in die sich die Gruppe völlig entspannen kann.

Die Dyade ist eine Form der Meditation bzw. Kontemplation, die in ihrer Form und Wirkung einzigartig ist. Entgegen den bekannten Meditationsarten, bei denen man in der Regel in Stille sitzt, findet die Dyade (Dyade von altgriechisch dýas „Zweiheit“) zu zweit statt. Es gibt zwei Rollen in der Dyade, die alle fünf Minuten wechseln: die „erforschende“ Person und die „bezeugende“ oder Raum haltende Person (englisch: witness). Zentral ist hierbei die „Frage“, die vorab festgelegt wird und von der Raum haltenden Person angeboten wird, als Einladung zur inneren Erforschung für die erforschende Person. Im Awakening gibt es jeden Morgen eine neue Frage, mit der wir dann den gesamten Tag über arbeiten. 

Eine klassische Dyadenfrage im Awakening ist z. B.: „Alles in dir willkommen heißen – was taucht auf?“ oder „In diesem Moment dieser Existenz ruhend – was erlebst du?“ oder meine Lieblingsfrage von Robert Krzisnik, einem der „Erfinder“ des Awakening-Formats: „Dich ins Unbekannte entspannen – was bewegt sich in dir?“ 

Die Besonderheit der inneren Erforschung und gleichzeitig auch die Herausforderung ist, die Frage nicht intellektuell zu beantworten, darüber nachzudenken und Gedanken und Konzepte zu spinnen, sondern wie ein Beobachter die innere Reaktion auf die Frage zu beobachten. Dies erfordert Konzentration, Achtsamkeit, Sensibilität und vor allem: Verlangsamung! Alles wird in dieser Woche sehr viel langsamer. Ich höre die Frage, warte einen Moment und beobachte: Was passiert in mir? Gibt es Körperreaktionen? Gefühle, die auftauchen? Bilder? Gedanken? All dies nehme ich wahr und drücke dann gegenüber der anderen Person aus, was sich in meinem Inneren abspielt, ohne mich in Gedanken, Konzepte, Interpretationen, Geschichten etc. zu verlieren. Für viele ist dies eine ganze Weile eine große Herausforderung, bis der Geist sich entspannt und die innere Welt sich öffnet. 

Wenn dies passiert, ist alles möglich, und nicht vorhersehbar, was auftaucht. Was interessanterweise früher oder später fast immer auftaucht, ist Trauer. Oftmals intensiv und herzzerreißend, tief empfunden, im Zusammenhang mit klaren Auslösern und Erinnerungen, oft aus der Kindheit oder zuweilen auch völlig ohne jeden Kontext. Fast alle von uns scheinen ein umfangreiches Reservoir an unverarbeitetem Schmerz und Trauer in uns zu tragen, das gefühlt werden möchte. Der sichere und achtsame Raum in der Dyade, mit einer Person, die liebevoll zuhört, ohne sich selbst einzubringen, öffnet offenbar diese Kanäle und schafft eine wohltuende Entspannung. Diese Art von Trauer ist tatsächlich warm, weit und erleichternd, ganz im Unterschied zum „Leiden“, das entsteht, wenn wir uns in unseren inneren Geschichten und Widerständen verheddern. 

Was sich im Laufe der Woche immer weiter verstärkt, ist ein veränderter Bewusstseinszustand, den ich am ehesten mit den Worten „Präsenz“, „Klarheit“ und „hohe Sensibilität für alle Reize“ beschreiben würde. Es scheint hier bisher kein Limit der Bewusstseinserweiterung zu geben, bis hin zu psychedelischen Zuständen, Einheit mit anderen, der Umwelt und Natur sowie tiefer innerer Ruhe und Frieden. Für viele sind diese Zustände und Erfahrungen völlig neu und unbekannt, und es erfordert eine sehr erfahrene und sichere Begleitung, um sich in dieser neuen und faszinierenden Wahrnehmungswelt sicher und geborgen zu fühlen. 

Im Verlauf der Woche verstärkt sich zudem die Nähe, das Vertrauen und die Offenheit in der Gruppe, sodass Erlebnisse, Gefühle, Ängste und Freuden in einer Transparenz und Verletzlichkeit geteilt werden, die ihresgleichen sucht. Dies ist regelmäßig eines der berührendsten Erlebnisse für die TeilnehmerInnen – welches Maß an Vertrauen und Offenheit unter Menschen, die sich überwiegend zuvor nie getroffen haben, möglich ist. Und es vermittelt eine Idee davon, welche Welt des Zusammenseins hier und jetzt schon möglich ist. 

Alles in allem hat diese Woche das enorme Potenzial einer lebenstransformierenden Erfahrung, aus der Menschen nicht nur tief bewegt und inspiriert, sondern mit neuen Klarheiten und einem veränderten Blick auf ihr Leben, Prioritäten sowie ihre Emotionen und inneren Erfahrungen hervorgehen. Iris und ich sind sehr glücklich und auch stolz, diese Erfahrung mit Robert Gonzales und Robert Krzisnik geteilt zu haben, viele Jahre von und mit ihnen gelernt zu haben und zuletzt das Vertrauen genossen zu haben, in ihre Fußstapfen zu treten und diese Tradition fortzusetzen. 

Hast du schon ähnliche Erfahrungen in einem Awakening oder in anderen, intensiven Kontexten gemacht? Was hast du erlebt? Was war für dich bedeutungsvoll, und wie hat es dich verändert? Wir sind gespannt, von deinen Erfahrungen zu lesen.

Herzlich
Jürgen

P.S. Im nächsten Jahr finden erstmalig gleich zwei „Awakening to Life Intensive“ Dyadenwochen statt. Vom 22. bis 29. Juni 2025 in deutscher Sprache und vom 11. – 18. Oktober 2025 in Slovenien auf Englisch. Die Anmeldung eröffnen wir schon in den nächsten Wochen. Schreib uns einfach eine kurze Mail (hier klicken), wenn du informiert werden möchtest, sobald die Anmeldung möglich ist.

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