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Die mutigste Tat deines Lebens…

Geschrieben von Jürgen Engel am .

Als ich kürzlich diesen Comic von Winnie the Pooh entdeckte, musste ich erst einmal innehalten, so sehr hat er mich getroffen. Bis vor einer Weile wäre ich vermutlich eher irritiert gewesen: Das soll das Mutigste sein, was man sagen könnte? „Ich brauche Hilfe“?

Doch jetzt hat es mich direkt wieder mit einer Erfahrung verbunden, in der ich die tiefe Relevanz dieser Aussage emotional in mir gespürt habe. Dies war ein entscheidender Moment der Erkenntnis, an den mich der Comic erinnert hat.

Oberflächlich betrachtet ist die Erkenntnis vielleicht nicht so spektakulär: Ja, für viele von uns ist es nicht so einfach, um Hilfe zu bitten. Es gibt eine Menge Widerstände und Gedanken dazu, und je dringender die Hilfe benötigt wird, desto schwerer scheint es oft zu sein, darum zu bitten. Das war mir zuvor schon klar, doch eher auf einer rationalen Ebene.

In einem tiefen Prozess, bei dem ich im Kontakt mit meinen Emotionen, Ängsten und Bedürfnissen unterstützt und begleitet wurde, bekam ich kürzlich einen völlig neuen Zugang und Klarheit über die Verletzlichkeit des „Um-Hilfe-Bittens“.

Auf eine Art und Weise fühlte es sich wie die ultimative „Offenbarung“ meiner selbst an. Mir im tiefsten Kontakt mit meiner Seele, mit meinen Sehnsüchten in voller Verletzlichkeit einzugestehen: Ich kann das nicht alleine lösen. Ich brauche Hilfe! Das war eine neue Qualität und Intensität von Verletzlichkeit, und plötzlich war mir auf einer „Erfahrungsebene“ (und nicht als Theorie oder Konstrukt) klar: Anzuerkennen, dass ich Hilfe brauche, und zwar vor mir selbst und dann nach außen hin, kostet tatsächlich den allergrößten Mut. Es ist eine Form von „Nacktheit“, von mich zeigen und ablegen jeglicher „Coolness“ und Masken, die weitergeht, als ich bisher verstanden und erlebt hatte.

Und im gleichen Atemzug war mir auch klar: Diese Art von Selbstoffenbarung ist die Grundvoraussetzung, dass mir überhaupt geholfen werden kann, dass ich an dieser Stelle vorankomme. Meine Schutzpanzer aufzugeben, mich seelisch nackt zu machen und in voller Transparenz und ungeschützt einzugestehen: Ich kann das nicht. Bitte hilf mir. Dies ermöglicht mir erst, mich zu öffnen, mich wirklich hinzugeben, mich an die Hand nehmen zu lassen und wirklich Hilfe annehmen zu können.

Und hier kommt noch eine weitere Qualität ins Spiel: Vertrauen.

Es braucht ein sehr hohes Maß an Vertrauen, um mich in meiner Verletzlichkeit und Hilfsbedürftigkeit zu zeigen und dann tatsächlich die Hilfe und damit auch ein Stück weit die Führung einer anderen Person anzunehmen. Fast so, als würde ich eine Augenbinde tragen und die Person nimmt mich an die Hand, und ich vertraue, dass sie mich so führt, dass ich mich nicht verletze und gut am Ziel ankomme.

Sehr passend hat das Simon Sinek in dem sehr berührenden Gespräch mit Trevor Noah (YouTube) zum Thema Freundschaft ausgedrückt: Vertrauen bauen wir nicht auf, indem wir Hilfe anbieten. Vertrauen bauen wir auf, indem wir um Hilfe bitten! Wow, was für ein starker Satz. Und wie wahr. Das Gespräch der beiden kann ich wärmstens empfehlen.

Kennst du das, wenn du irgendwann von einem Freund/einer Freundin erfährst, durch welche tiefe Krise er/sie gegangen ist, und auf die Frage, warum er/sie sich nicht gemeldet hat, sagt: „Ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belasten“? Es tut weh. Und zwar deshalb, weil der Freund offenbar nicht genug Vertrauen in die Freundschaft hatte, um zu wissen, dass seine Bitte um Hilfe ein Geschenk und ein Zeichen von Vertrauen und keine Belastung ist.

Wenn mich ein guter Freund um Hilfe bittet, dann freue ich mich. Warum? Weil es ein Zeichen von Vertrauen in die Freundschaft ist, dass der Freund mich fragt UND weil es mir die Gelegenheit gibt, etwas zu GEBEN. Und das ist es doch, was wir so gerne tun, mit den Menschen, die uns am Herzen liegen: Ihnen etwas Gutes tun, etwas zu geben, zu helfen.

Und das ist auch genau der Grund, warum Marshall Rosenberg so gerne die Liedzeile von Ruth Bebermeyer zitiert hat: „I never feel more given to, than when you take from me – when you understand the joy I feel giving to you.”

Er bezieht sich hier auf das wundervolle Bedürfnis des „Beitragens“ (contribute), der Freude, die wir empfinden, wenn wir anderen etwas geben dürfen. Und um etwas zu geben und beizutragen, braucht es ein Gegenüber, das dies empfängt. Und das ist genau das Geschenk, das wir unseren Freunden oder jedem Menschen machen, wenn wir sie um Hilfe bitten. Vielleicht macht diese Erkenntnis es uns künftig etwas einfacher, um Hilfe zu bitten.

Fällt es dir generell leicht oder eher schwer, um Hilfe zu bitten? Was hält dich ab? Und was ist noch lebendig nach dem Lesen dieser Zeilen? Ich freue mich sehr über Feedback und Austausch hier im Blog.

Herzlich
Jürgen


Wie wäre es, ein ganzes Jahr lang in eine Gruppe und einen Kontext eingebettet zu sein, in dem du jederzeit die Möglichkeit hast, um Hilfe zu bitten – sei es, wenn du Empathie brauchst, wenn dich etwas belastet oder wenn du ein persönliches Thema oder eine Herausforderung bearbeiten möchtest?

Unser Jahresprogramm „Voll im Leben – JETZT“, bietet dir genau diesen Rahmen. Eine sichere Gruppe, die über ein ganzes Jahr lang zusammen übt, wächst, feiert, trauert und sich vor allem permanent gegenseitig in ihrem Wachstum unterstützt. Es ist eigentlich unbeschreiblich.

Du bist neugierig und möchtest herausfinden, ob es für dich das Richtige ist? HIER kannst du einfach ein unverbindliches Gespräch mit uns reservieren, und all deine Fragen loswerden. Es ist vielleicht schon ein erster Schritt des „Um-Hilfe-Bittens“…. 😜

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