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Der Clown in meinem Leben, sein Ärger und die Freude, die Perspektive zu wechseln

Geschrieben von Iris Bawidamann am .
Fotos: Simon Geronimo, Galli Theater Wiesbaden

Letzte Woche habe ich eine Weiterbildung zum Clown gemacht. Der Kurs beim Galli Theater in Wiesbaden heißt „Der Clown – Die Lust am Scheitern“. Es war eine sehr intensive Woche mit viel Spiel, Tanz und Ausprobieren – die Fotos oben sind alle ein Ausdruck von mir. Hättest du mich erkannt? Gleichzeitig auch überraschend tief. Wusstest du, dass der Clown wunderbar zur Konfliktlösung eingesetzt werden kann? Vor allem aber kann er leicht die Perspektive verändern und richtet den Blick auf das Wesentliche. Wie der Clown sich direkt in meinen Alltag geschlichen hat, erzähle ich dir hier.

Ich sitze am Schreibtisch. Ich stoße meine Kaffeetasse um. ELEND…Kaffee überall… ÄTZEND…
Glücklicherweise erinnere ich mich an den Clown-Workshop und setze innerlich meine rote Nase auf. Was würde der Clown tun? Der Clown würde den Kaffee aufwischen, sich neuen holen, den wieder umschütten, aufwischen und das ganze vermutlich noch ein drittes Mal wiederholen. Der Clown tröstet mich damit, dass er noch ungeschickter ist als ich. Das hilft tatsächlich und auch wenn ich (bzw. Jürgen, DANKE :-*) die Tasse wieder fülle, werfe ich sie nicht noch ein zweites Mal um und freute mich darüber. Was doch ein kleiner Perspektivwechsel verändern kann.

Kurz darauf: die Wohnung über uns wird gerade kernsaniert. Kann man sich den Lärm vorstellen? Kraaaaaassssss!!!! Seit Tagen! Also noise-cancelling Kopfhörer auf und die Tanz-Playlist aus dem Clowns-Workshop angemacht. Aaaahhh, was für eine Wohltat! Plötzlich Lärm im Kopfhörer. Der Clown hat wieder zugeschlagen. Ich checke die Playlist- und lache. Der aktuelle Track: Chainsaw Stihl (Kettensäge) aus dem Album „Irritating Noises, Vol.1 – Annoying Sounds“… Ich habe also – bzw. der Clown hat- den Vorschlaghammer über mir mit der Kettensäge im Ohr übertönt… 🤡

Inspiration für heute: Wo kannst du einmal die rote Nase aufsetzen, die Perspektive wechseln, ja sagen und über eine Situation lachen? Teile gerne deine Erfahrungen in den Kommentaren.

Besonders beeindruckt hat mich der Clown in der Konfliktlösung. Er konzentriert sich auf das Wesentliche, zeigt mit wenig Worten das auf, worum es wirklich geht. Er verlässt sich auf seine spontane körperliche Reaktion und Intuition und spielt damit. Er denkt nicht nach, er spürt.

Eine weitere Eigenheit des Clowns ist es, dass er alles annimmt. Er sagt zu allem ja, spielt mit allem, was kommt. Wie oft sagen wir im Leben „nein“, bringen damit den Fluss oder den Kontakt zum Stocken und versuchen angestrengt etwas zu ändern anstatt einfach „ja“ zu sagen und mit dem Fluss zu gehen. Da kann der Clown ein sehr guter Lehrer sein.

Besonders beschäftigt mich noch, dass mein Clown bei der Konzentration auf das Wesentliche auf eine Menge Wut in mir gestoßen ist. Der Clown ist also nicht immer nur leicht und lustig, er hält den Spiegel vor, ist radikal ehrlich und beschönigt nichts. Kann ich mein Scheitern darin annehmen noch keinen ultimativ guten Umgang mit Wut gefunden zu haben? Kann ich Spaß daran haben zu merken, wie unbeholfen ich manchmal Wut ausdrücke? Kann ich gleichzeitig beeindruckt UND frustriert sein, dass meine Gegenüber manchmal nicht einmal mitbekommen, dass ich innerlich koche? Kann ich auch mal erschrecken UND mich freuen, wenn der Ärger sich wieder einmal völlig überdimensioniert ausdrückt? Der Clown spielt, probiert, spürt. Er sagt „ja“ zum Ärger. Die Gewaltfreie Kommunikation hilft uns, die wunderschönen Bedürfnisse hinter dem Ärger zu finden. Denn Ärger möchte uns ja auch immer etwas sagen. Hast du Lust, deinem Ärger auf die Spur zu kommen und ihn zu transformieren in Kraft und Leidenschaft? Es lohnt sich!

Anmerkung: Natürlich ist der Clown auch weiblich! Allerdings finde das selbst ich schwer zu gendern. Die Clown? Die Clownin?

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